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Blumenwiesen im Biosphärenpark Salzburger Lungau

Das Leben hier im Biosphärenpark auf über 1000 m Seehöhe spiegelt sich nicht nur in unserer täglichen Arbeit mit unseren Tieren wieder, sondern zeigt sich in all seinen bunten Facetten auch auf unseren Wiesen und in unserer Kultur. Durch die langen und rauen Winter, die kurzen Vegetationszeiten und die bewusste, schonende Almwirtschaft erleben wir auch jedes Jahr wieder aufs Neue die Schönheiten der Natur auf unseren Blumenwiesen. Unzählige verschiedene Arten von Blumen wie Margariten, Glockenblumen, Rot-, Weiß – und Wundklee, Schlüsselblumen, der stängellose Enzian, verschiedene Nelkenarten aber auch die Almrosen, bei uns Almrausch genannt, hoch oben in unseren Almen vermischen sich hier mit Kräutern und Gräser, welche nicht nur Balsam für die Seele, sondern vor allem vorbeugend und heilend für so manche Tierkrankheiten sind. Durch die extensive Bewirtschaftung, den hofeigenen Dung, die schonende Arbeitsweise und liebevolle Pflege unserer Wiesen und Almen dürfen wir jedes Jahr wieder bewundernd durch unsere Heimat schauen. Aber auch der Lungau war nicht vor jeder Plage verschont worden. So erinnert uns ein alter, gut bewahrter Brauch in Zederhaus und Muhr jedes Jahr aufs Neue, dass wir dankbar und ehrfürchtig unsere Arbeit verrichten sollen.

Mehr davon erzählt uns Ursula, eine unserer Biosphärenbäuerinnen:

Wir beginnen ca. am 10. Juni mit dem Sammeln der Blumen: die ersten sind die Margariten dann werden Frauenmantel, Bergnelkwurz und der stängellose Enzian von den Hochalmen heruntergeholt. Wir sind da ca. 10-20 Personen die zusammen helfen. Familie, Freunde und Verwandte….Wir haben da eine Ausnahmegenehmigung für den Enzian. Danach sammelt man noch die Pfingstrosen und noch viele andere Blumen aus Wiesen und Bauerngärten. Dann wird 3 Tage lang von 8 Uhr morgens bis spät am Abend „Kränze gebunden“und um die ca. 5-8m langen Holzstanen gewickelt. Dafür helfen auch wieder täglich mindestens 15-25 Personen pro Stange zusammen. Es ist uns jedes Jahr wieder eine Ehre um dem Gelöbnis unserer Vorfahren nachzugehen, welche dieses aufgrund einer furchtbaren Heuschreckenplage Ende des 17.Jhd. ablegten. Am 24.Juni, Hochfest unsres Kirchenpatrones Hl. Johannes des Täufers, werden die Prangstangen dann bei einer feierlichen Prozession durch unseren Ort, von Junggesellen mitgetragen. Die wunderschönen Prangstangen bleiben dann bis zum 15. August Maria Himmelfahrt in unsere Kirche stehen und können bewundert werden. Dann werden die Stangen nach Hause gebracht, abgeräumt und die geweihten Kräuter werden an den 3 Rauhnächten 24. , 31. Dez. und 5. Jänner zum „Rauchen gehen“ verwendet. Wir glauben ganz fest daran, dass uns dieser schöne brauch von allen Unwettern und Naturkatastrophen beschützt. Es hat seit die Zederhauser und Muhrer dieses Gelöbnis ablegten, nie mehr eine größere Naturkatastrophe oder eine solche Heuschreckenplage gegeben und jedes Jahr ist man stolz auf diese wunderschönen Kunstwerke.

Die Prozession ist in Zederhaus jedes Jahr am 24. Juni zum Hochfest des Hl. Johannes und in Muhr am 29. Juni zum Hochfest des Hl. Petrus und Paul. Die Prangstangen können auch in den jeweiligen Kirchen bis zum Hochfrauentag am 15.August besichtigt werden.

Wollt ihr Ursula und ihren Betrieb besser kennen lernen, besucht doch auch unsere Bauernportraits unter

https://www.verein-reinelungau.at/portraits/palfnerhois/